ÜBERNACHT UND GERNE LÄNGER

Nachtquartier

ÜBERNACHT UND GERNE LÄNGER

Trend-Herbergen entstehen nicht nur in London oder New York. Die 25hours-Gruppe zeigt, dass auch „Made in Germany“-Hotels erfolgreich sein können. Sogar im Ausland.

September 2021, Lesezeit: 5 Minuten

Paris: Zimmer mit Bahnhofsblick und Restaurant Neni.
Fotos: Steve Herud

Paris, Gare du Nord. Bien sûr, dies sind nicht die Champs Élysées. Sondern ein lebhaftes, buntes, urbanes, kosmopolitisches und höchst pariserisches Viertel direkt vor dem größten Bahnhof der Stadt. Das 25hours Hotel Terminus Nord hat sich in einem prächtigen, 1860 errichteten Eckgebäude eingerichtet und punktet mit dem, was alle bislang zwölf Häuser der Gruppe auszeichnet: Individualität, lässiges Ambiente, nettes, junges, gut informiertes Personal, viel Kunst an den Wänden und eine ultra-coole Bar, in der, soweit die Regeln der französischen Pandemie-Bekämpfung es erlauben, allabendlich die Post abgeht. Lobby, Restaurant und die 237 Zimmer des Hotels widerspiegeln die internationalen Einflüsse der Nachbarschaft und die besondere Mischung der Kulturen des 10. Arrondissement: Afrika trifft Europa in Mustern, Menschen, Musik. Wer hier bucht, wohnt in Paris, nicht dem der Postkarte vielleicht, aber dem echten.

25hours-Gründer und Brand Ambassador Christoph Hoffmann. Foto: Heiko Prigg

„Man möchte im Hotel nicht einsam sein, sondern andere Menschen treffen und sich austauschen.“

Die 2005 gegründete 25hours-Gruppe gehört zur noch vergleichsweise jungen Gattung der Lifestyle-Hotels: Nicht so verstaubt wie die gute alte Pension, nicht so teuer wie ein Fünf-Sterne-Palast und vor allem: ja nicht gewöhnlich. „Wir haben früh wahrgenommen, dass es in der Hotellerie zunehmend austauschbare und standardisierte Produkte gibt und immer weniger einzigartige Hotels mit Persönlichkeit und Seele“, erklärt Christoph Hoffmann, Mitbegründer und Brand Ambassador von 25hours, „diese Lücke wollten wir schließen. Daher unser Motto ‚Kennst du eins, kennst du keins‘“. Gemeint ist das Gegenteil vom Hotel von der Stange. In der kleinen Company, die sich als kreative Alternative zum Einheitsbrei in der Kettenhotellerie versteht, wird Vielfältigkeit kreativ vermarktet und liebevoll gepflegt.

Damit wird eine Klientel angesprochen, die sich teilweise auch ein Baur au Lac in Zürich oder ein Vier Jahreszeiten in Hamburg leisten könnte. Es sind Design-bewusste Geschäftsleute und hippe Stadttouristen mit Spaß an einem Hotel, das bei aller heiteren Lockerheit auch Innovation, Stil und Klasse vermittelt. Schickes Design und interessante Architektur gehören ebenso zum Konzept wie eine Lobby mit Wohnzimmer-Atmosphäre und Schindelhauer Leih-Bikes in den Zimmern. Lifestyle-Hotels bieten eben nicht nur Bett und Dusche, sondern schaffen einen Ort, an dem man sich gerne aufhält, im Idealfall einen echten Hotspot, der auch von Einheimischen frequentiert wird. Berlin ist ein Paradebeispiel: In der Monkey Bar des 25hours Hotel Bikini sitzen auch noch Jahre nach der Eröffnung coole Hauptstädter und gut informierte Touristen auf den breiten Stufen mit freier Sicht in das Affengehege des Zoos. Vor dem Eingang des Restaurants Neni nebenan bilden sich gerne Warteschlangen. „80 Prozent unserer Restaurantgäste sind Einheimische“, sagt Christoph Hoffmann.

Berlin: Empfang im Erdgeschoss, Drinks auf der 10. Etage.
Fotos: Stephan Lemke

Wären wir in New York, London oder Hongkong, dann würde das niemanden wundern. In kosmopolitischen Großstädten sind Hotels schon lange mehr als nur eine Übernachtungsstätte. Ihre öffentlichen Räume werden wie selbstverständlich auch von der lokalen Bevölkerung genutzt, sei es zum Business-Lunch, zum Arbeiten oder zum Cocktail an der Bar. „Man möchte im Hotel nicht einsam sein, sondern andere Menschen treffen und sich austauschen“, glaubt Christoph Hoffmann. Aus dieser Idee sind die 25hours Hotels entstanden, und zwar in geselliger Runde bei ein paar Flaschen Wein in einer Bar in Kopenhagen. Mit dabei: Kai Hollmann, Hamburger Hotelier, Gründer und Betreiber durchgestylter Hotels wie Gastwerk und The George. Er hatte gerade das erste 25hours Hotel in einem ehemaligen Kontorhaus im Szene-Viertel Ottensen eröffnet. „Wir dachten uns: Hey, diese Art von Hotellerie ist zukunftsfähig“, erinnert sich Christoph Hoffmann. Zusammen mit Hollman, Ardi Goldmann und Stephan Gerhard eröffnete er das zweite 25hours Hotel in Frankfurt: Ein 49-Zimmer-Haus, das sich einer treuen Stammkundschaft erfreut, die nicht nur aus Bankern besteht. Die 25-Stunden-Hotels expandieren weiter, in Wien kommt das erste wirklich große Haus mit 220 Zimmer hinzu, in Zürich ist die Gruppe mit gleich zwei Hotels vertreten. Was nun, fragte man sich, als die interessanten Standorten im deutschsprachigen Raum durch waren. Wollen wir über den großen Teich? Möchten wir nach Asien? Die Antwort war ja, aber nur mit der Unterstützung eines starken Partners. „Wir haben uns zunächst überlegt mit einer der Luxushotelgruppen zu kooperieren“, erzählt Christoph Hoffmann, „aber weder Peninsula noch Mandarin Oriental oder Four Seasons hatte Interesse an einer Zweitmarke“.

Zürich Langstrasse: Treffpunkt Cinchona Bar. Foto: Andrea Diglas
Trainspotting-Suite. Foto: Stephan Lemke

München: früher Oberpostamtgebäude, heute Hotel mit Peacock Suite. Fotos: Steve Herud

Dubai: Eröffnung noch vor Ende 2021. Foto: DWTC

2016 legt Accor-CEO Sébastien Banzin knapp 35 Millionen Euro für einen 30 prozentigen Anteil an der 15hours-Gruppe auf den Tisch. Mit einem Schlag rücken Destinationen wie Melbourne, Miami oder Mumbai in greifbare Nähe. Zunächst steht aber noch einer der gefragtesten Hotelstandorte in Europa auf dem Programm: München. The Royal Bavarian, das zehnte Hotel der Gruppe, eröffnete im November 2017. Es residiert in einem historischen Gebäude am Hauptbahnhof, das um 1860 als „Oberpostamtsgebäude und königliche Telegrafen-Centralstation“ diente. In den 165 Zimmer, aufgeteilt in die Kategorien Dienstbotenkammer, Herrschaftszimmer, Adelsgemächer oder Suiten, paaren sich herrschaftliches Design mit ironisch-ikonischen Anspielungen an das royale Erbe Bayerns – Leuchten, Wasserhähne und Tapeten sind so gut nachempfunden, dass die Wittelsbacher darüber nachdachten, ihre Markenrechte einzuklagen. Der Kiosk im Erdgeschoss knüpft dagegen an die Tradition alter Grand Hotels an und hält neben den Dingen, die der Hotelgast im Notfall brauchen könnte, auch ein feines Sortiment an Zeitschriften, Büchern und ungewöhnlichen Souvenirs bereit. Die scheinbar unbekümmerte Mischung von Coolness, Innovation und echter Gastfreundschaft kommt im überversorgten Hotelmarkt und bei den Gästen an. In München und anderswo übersteigen Umsatz und Auslastung alles, was man zu hoffen gewagt hatte, Pläne für Neueröffnungen in Dubai, Kopenhagen und Melbourne liegen fertig in der Schublade. Dann setzt Corona dem Boom ein jähes Ende. Im Herbst 2020 sackt die Belegung des The Royal Bavarian auf durchschnittlich 20 Prozent ab, an manchen Wochentagen gibt es sechs Anreisen, an Wochenenden sind es noch weniger.

Florenz: ungewöhnliches Badezimmer, rot wie das Fegefeuer. Foto: Dario Garofalo
Delikatessenladen „I Golosi“ (die Naschhaften). Foto: Art-Invest

Tempi passati. „Unsere Häuser in Berlin, Hamburg und Köln haben eine großartige Sommersaison hinter sich, die Belegung lag bei über 90 Prozent, so etwas gab es im August noch nie“, sagt Christoph Hoffmann. Die Krise versteht er durchaus auch als Chance: „Gerade individuelle Player wie wir können neue Wege einschlagen, andere Produkte entwickeln und auf eine veränderte, nachhaltigere Art des Reisens schneller und flexibler als große Hotelkonzerne reagieren“. Mitte September 2021 eröffnete das 25hours Hotel Piazza San Paolino in Florenz. Wie so viele Häuser der Gruppe steht es unweit des Hauptbahnhofs im sehr authentischen, aber wenig bekannten Stadtteil Santa Maria Novella. Es bespielt die antiken Hallen und Räume eines dreiteiligen Gebäudekomplex und wurde von der bekannten Mailänder Designerin Paola Navone eingerichtet. Inspirationsquelle war diesmal Dantes Göttliche Komödie: Szenen aus Himmel und Hölle wechseln sich spielerisch ab und führen zwischen Tugenden und Lastern durch Dantes so durchgeknallte wie hochkultivierte Welt. Um das Restaurant San Paolino mit seiner riesigen Glaskuppel reihen sich ein grüner Innenhofgarten, eine klassische Negroni-Bar und ein typisches Alimentari (Lebensmittelgeschäft) auf der Piazza vor der Tür mit einem kleinen Getränke- und Speiseangebot für Hotelgäste und Einheimische. „Auch in unserem ersten italienischen Haus tun wir nichts anderes, als das, was gute Hotels schon immer getan haben“, erklärt Christoph Hoffmann, „Menschen einen Platz bieten, an dem sie sich wohlfühlen – ganz gleich, ob für zwei Tage oder zwei Monate“. Dazu gehören auch attraktive Angebote: Mit dem Promo-Code sweetdreams erhalten Gäste 15 Prozent Rabatt auf die beste verfügbare Rate in allen 25hours Hotels – noch bis Ende 2021. 25hours-hotels.com

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